Wenn Fischfänge nicht gemeldet werden, bedroht das nicht nur die Bestände in den Meeren, sondern sorgt auch für große wirtschaftliche Schäden. Eine Studie hat sie beziffert.
Jedes Jahr holen Fischer zwischen 7,7 und 14 Millionen Tonnen Fisch aus dem Meer, ohne es zu melden. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin “Science Advances”. Ein Großteil dieser Fischfänge entfalle dabei auf illegale Fischerei.
Der legalen Fischerei würde dadurch ein Schaden von 26 bis 50 Milliarden Dollar zugefügt. Besonders betroffen seien Asien, Afrika und Südamerika.
“Genau wie bei anderen illegalen Handelsaktivitäten macht der illegale Handel mit Fisch und Meeresfrüchten eine kleine Zahl von Betreibern und Unternehmen auf Kosten der breiteren Gemeinschaft und der Gesellschaft reich”, schreibt das Team um Rashid Sumaila von der University of British Columbia in Vancouver (Kanada).
Die Wissenschaftler wollen mit ihren qualifizierten Schätzungen die Dimensionen der illegalen Fischerei aufzeigen. Diese trägt ihrer Einschätzung zufolge auch zur Überfischung einiger Meeresregionen bei. Insgesamt bezogen die Forscher 143 Staaten in ihre Kalkulationen und Schätzungen ein.
Subsistenzfischerei nicht berücksichtigt
Die wichtigste Datengrundlage der Studie ist die Datenbank “Sea Around Us” der University of British Columbia. Sie ergänzt die offiziellen Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu Fischfängen einzelner Staaten um Schätzungen zu nicht gemeldeten Fängen.
Nicht berücksichtigt wurden Subsistenzfischerei, also Fischfang zum eigenen Lebensunterhalt, und Freizeitfischerei. Auch die Hochseefischerei außerhalb der 200-Seemeilen-Zonen von Küstenländern wurde nicht in die Berechnungen einbezogen; sie sei schlecht einem Land zuzuordnen und mache auch nur fünf bis zehn Prozent des weltweiten Fischfangs aus, schreiben die Forscher.
Frühere Studien hatten aufgezeigt, wie die illegale Fischerei funktioniert. So nehmen große Kühl- und Verarbeitungsschiffe auf hoher See Fischfänge von mehreren Fischereibooten auf. Dies mache es schwer bis unmöglich nachzuvollziehen, woher gefangener Fisch stammt und ob er legal gefischt wurde.
Allein vor der westafrikanischen Küste sind 35 solcher Schiffe im Jahr 2013 gesichtet worden. Auch große Kühlcontainer, die weitaus weniger strengen Melde- und Inspektionsanforderungen unterliegen, würden für den Transport illegal gefangener Fische genutzt, schreiben die Forscher.
Die an landesüblichen Preisen bemessenen wirtschaftlichen Verluste würden für Afrika schätzungsweise zwischen 7,6 und 13,9 Milliarden Dollar pro Jahr betragen, für Asien sogar zwischen 10,3 und 20,3 Milliarden Dollar. Für Deutschland errechneten die Wissenschaftler einen Verlust an Bruttoeinnahmen von 4,5 bis 7,3 Millionen Dollar.
“Nur durch uneingeschränkte Rechenschaftspflicht und öffentliche Transparenz können wir sicherstellen, dass Fischressourcen nachhaltig und legal gefangen und gehandelt werden”, schreiben die Wissenschaftler. Nur so kämen die Vorteile dieser Wirtschaftstätigkeit den Menschen und Regierungen jedes Landes zugute, in dem Fischerei betrieben wird.