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Aus Chinas Technik-Metropole kommt der neue Angriff auf Apple und Samsung

Der auch in Deutschland immer bekanntere Handy-Hersteller OnePlus hat seine achte Smartphone-Generation vorgestellt. Sie punktet mit herausragendem Bildschirm und durchdachtem Betriebssystem. Zugleich verstößt der Hersteller endgültig gegen seine Prinzipien.

Es war schon fast ein martialischer Anspruch, den der Smartphone-Hersteller OnePlus hegte, als im April 2014 das erste Handy des gerade frisch gegründeten Herstellers aus Chinas Technik-Hochburg Shenzen vorgestellt wurde. Das „OnePlus One“ wurde als der „Flagschiff-Killer“ präsentiert – nicht weniger als der Antichrist für die absoluten Premium-Modelle von Samsung, Apple oder Huawei. Für unter 300 Euro verschleuderte das Unternehmen seine ersten Geräte damals fast, während Apple nur Monate später das iPhone 6 erst ab mindestens 699 Euro ins Rennen schickte.

Seitdem hat sich das Unternehmen, das wie die Marken Oppo oder Vivo zum Konzern BBK Electronics gehört, mit seiner Firmenphilosophie und dem markigen Slogan „Never Settle“, dem Versprechen „niemals stillstehen“ zu wollen, auch in Deutschland eine wachsende Anhängerschaft errungen.

Seit Wochen wurden deshalb im Netz durchgesickerte Informationen zur neuesten Modell-Reihe, dem OnePlus 8 und 8 Pro herumgereicht. Nun wurden die Geräte offiziell vorgestellt. WELT hat eines der wenigen Test-Exemplare bereits zwei Wochen vor der Präsentation erhalten und einem intensiven Dauertest unterzogen.

Herzstück des OnePlus 8 Pro ist zweifelsfrei das Display, das zu den besten Handy-Bildschirmen auf dem Markt gehört. In der Pro-Version ist es 6,78 Zoll groß und löst mit 3168 zu 1440 Pixeln auf. Gepaart mit einer Spitzenhelligkeit von 1300 Nits stellte es bei einer professionellen Vorab-Analyse von DisplayMate insgesamt 13 Rekorde auf oder ein. Genau wie die Rückseite ist der Bildschirm an den Rändern leicht gebogen, was dem Smartphone einen eleganten Look verleiht.

Dreifacher Telezoom mit 48 Megapixeln

Besonders beeindruckend ist die verbaute 120-Hertz-Technologie. Die hohe Bildwiederholungsrate sorgt dafür, dass Texte auch bei sehr schnellem Scrollen absolut flüssig dargestellt werden. Einen flimmernden Bildschirm kennt das OnePlus 8 Pro nicht. Selbst wer schnellstmöglich durch Menüs oder Webseiten streicht, kann weiterhin Textbrocken im Vorbeifliegen lesen.

Das ist nicht nur für die Augen angenehm, sondern erleichtert auch die Navigation, weil so zielsicher an bestimmten Stellen in Menüs gestoppt werden kann. Auch die Farbwiedergabe ist dank HDR10+ erstklassig. Selbst bei langer Benutzung ist der Blick aufs Display weiterhin angenehm. Das gilt auch für den Blaulicht-Filter der nachts oder in dunklen Umgebungen aktiviert werden kann.

Auch sonst sieht das Gerät wirklich edel aus, etwa in der getesteten matt-türkisen Farbvariante, liegt allerdings ohne mitgelieferte Schutzhülle recht unsicher in der Hand. Spaltmaße sind nicht erfühlbar, auch sonst gibt es keine störenden Kanten. Lediglich die Kamera steht etwas zu weit aus dem Gehäuse heraus. Da sie aber genau mittig auf der Rückseite platziert ist, lässt sich das Gerät trotzdem komfortabel bedienen, wenn es etwa auf dem Tisch liegt.

Auch den verbauten Kameras verpasst OnePlus ein Upgrade. Die Hauptkamera mit dreifachem Telezoom löst mit 48 Megapixeln auf, gleiches gilt für die Ultra-Weitwinkelkamera. Eine Farbfilter-Kamera soll zudem der Bildbearbeitung von Instagram und Co. Konkurrenz machen. Auf der Vorderseite ist eine einfache Punchhole-Kamera in der linken, oberen Ecke verbaut. Sie löst mit 16 Megapixeln auf und fängt scharfe und schöne Selfies ein; Weitwinkelaufnahmen sind allerdings nicht möglich. Dass sich OnePlus von der ausfahrbaren Frontkamera des Vorgängers verabschiedet, klingt zwar nach einem Rückschritt, ist aber ein Pluspunkt. Dadurch hat das Display zwar ein winziges „Loch“, allerdings war eine mechanische Ausfahrkamera trotz vieler Tests und Sicherheitsversprechungen noch immer ein Risiko für einen Defekt. Für alle Linsen kommen Sensoren von Sony zum Einsatz.

Arbeit unter Volllast ohne Verzögerung

Die Fotos sehen durchweg sehr hochwertig aus: Die Farben sind knallig und kontrastreich, aber nicht zu bunt. Die optischen Vergrößerungen sind detailreich und scharf. Die „Single Frame 3-HDR“-Technologie sorgt für eine gleichmäßige Belichtung auch bei schwierigen Lichtverhältnissen. Videos werden in besonders scharfer 4K-Auslösung aufgezeichnet.

Die Kameras können allerdings nicht mit dem aktuellen Primus, der Ultra-Variante von Samsungs Galaxy S20 mithalten. Der Konkurrent aus Südkorea liegt preislich zwar einige hundert Euro über dem Spitzenmodell von OnePlus, trotzdem wäre auch beim 8 Pro noch mehr drin gewesen. So schaffen beispielsweise auch ältere Smartphones wie Samsung S10 Plus einen Ultraweitwinkel-Faktor von 0,5, beim optischen Zoom wäre eine fünffache Vergrößerung erstrebenswert gewesen, wie sie dem Huawei P30 Pro gelingt. Trotzdem liefert OnePlus’ Spitzenmodell wirklich ansehnliche Bilder und ist auch als Hosentaschen-Kamera sehr gut geeignet.

Heimlicher Testsieger ist ohnehin auch dieses Mal das Betriebssystem OxygenOS, eine minimalistische Interpretation von Googles Android 10. Die topaktuelle Software läuft so flüssig und intuitiv, dass sie – ganz subjektiv betrachtet – das beste Android-Derivat auf dem Markt ist. Sogar Apple-Nutzer dürften sich angesichts des schlichten Designs und der eingängigen Bedienung sofort heimisch fühlen. Mit dem universellen Dark-Theme können zudem nahezu alle Anwendungen in elegantes Schwarz getaucht werden.

Angetrieben wird das Gerät von einem Qualcomm Snapdragon 865 und bis zu 12 Gigabyte Arbeitsspeicher. In einigen Rankings schnitt diese Wahl zuletzt schlecht ab. Der Vorwurf: Die besonderen Voraussetzungen des Prozessors, etwa ein eigenständiges Modem, würden für langsamere Geräte sorgen. Im Test lässt sich das absolut nicht bestätigen: Das OnePlus 8 Pro arbeitet in Windeseile und ohne Verzögerung. Auch unter Volllast und beim Wechsel zwischen mehreren komplexen Apps sind keine Geschwindigkeitsverluste spürbar.

Auch sonst sind im Geräteinnern die neuesten Standards verbaut, etwa Wi-Fi 6 oder Bluetooth 5.1. Erstmals ist zudem die Pro-Variante IP68-zertifiziert, also offiziell staub- und wasserdicht. Fans der Handys hatten das Fehlen dieses Siegels lange bemängelt. Nur an einer Stelle ist dieser Schritt noch fragwürdig: Denn OnePlus hatte als erster Handy-Hersteller angekündigt, nur noch 5G-fähige Geräte zu produzieren.

Das Ende der „Flagschiff-Killer“-Strategie

Diese können dann ab sofort auch im mobilen Netz der Zukunft mit Gigabyte-Geschwindigkeit surfen, allerdings ist der Netzausbau in Deutschland noch kaum angelaufen. Entsprechende Tarife sind bisher Mangelware – und entsprechend teuer. Und selbst mit entsprechender SIM-Karte stand im Osten Berlins nur bestehendes LTE-Netz zur Verfügung.

Beim Akku wäre sicherlich auch eine höhere Kapazität als die verbauten 4510 Milliamperestunden (mAh) möglich gewesen. Dafür bleibt das Gerät unter der magischen Gewichtsgrenze von 200 Gramm und liegt mit genau 199 Gramm für seine Displaygröße noch angenehm in der Hand. Dafür können die Geräte endlich auch kabellos geladen werden. Dabei punktet die „Wrap Charge“-Technologie für besonders schnelles Laden. In nur 23 Minuten ist der Akku zu 50 Prozent gefüllt, kabellos dauert es eine halbe Stunde. Tatsächlich konnten die Werte im Test bestätigt werden. Das ist konkurrenzlos schnell.

Schlussendlich gilt auch für das OnePlus 8 Pro, was für viele neue Smartphones gilt – die Zeit großer Sprünge und revolutionärer Ideen auf dem Handy-Markt ist vorerst vorbei. Dafür sind die Produktzyklen schlichtweg zu klein. Ein Vorgängermodell war erst vor wenigen Wochen erschienen. Wie innovativ der Konzern aber sein kann, bewies er zuletzt auf der Technikmesse CES in Las Vegas. Beim „Concept One“, einem Handy-Prototyp, verschwinden die Kameras, wenn der Anwender sie nicht benutzt, hinter Glas und sind so nahezu unsichtbar. Das wäre ein echter technischer Fortschritt.

Stattdessen verstößt das Unternehmen mit den neuen Preisen endgültig gegen den eigenen Anspruch des „Flagschiff-Killers“. Kontinuierlich war der Preis bereits in der Vergangenheit gestiegen. Nun geht die Variante mit 12 Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 GB Speicher aber erstmals für 999 Euro über die Ladentheke. Das günstigere OnePlus 8 mit 6,55-Zoll-Bildschirm, 90-Hertz-Bildschirmrate, schwächerem Kamera-Set und ohne kabellose Lade-Funktion gibt es hingegen bereits für faire 699 Euro.

Die Preiserhöhung dürfte vor allem durch den Einbau der 5G-Chips erklärbar sein. Das ist zwar technisch fortschrittlich in Deutschland aber noch nahezu unbrauchbar. Wer also ein Gerät der 7er- oder 7T-Serie besitzt, kann sich das Upgrade sparen. Wer hingegen mit einem neuen Smartphone in den Sommer starten will, muss sich definitiv zum Marktstart am 21. April mit dem OnePlus 8 Pro auseinandersetzen. Zwar ist es selbst mittlerweile auch preislich ein echtes „Flagschiff“ – doch gerade deshalb auch umso attraktiver.

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