Dass Russland hinter der Cyberattacke auf den Bundestag 2015 stehen soll, schmerze, sagt die Bundeskanzlerin. Die Vorwürfe störten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine mutmaßliche Beteiligung Russlands an dem Hackerangriff auf den Bundestag 2015 als “ungeheuerlichen” Vorgang bezeichnet. Dass der russische Militärgeheimdienst GRU hinter der Cyberattacke stehen soll, sei “mehr als unangenehm”, sagte die CDU-Politikerin. Sie sprach von “harten Evidenzen” und einer Strategie der “hybriden Kriegsführung” Russlands, die auch “Desorientierung” und “Faktenverdrehung” beinhalte. Sie nehme die Vorwürfe sehr ernst, “weil ich glaube, dass da sehr ordentlich recherchiert wurde”.
Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien macht der Generalbundesanwalt den russischen Militärgeheimdienst GRU für den groß angelegten Cyberangriff auf den Bundestag verantwortlich. Die Bundesanwaltschaft hat demnach in der vergangenen Woche einen internationalen Haftbefehl gegen den russischen Hacker Dmitri Badin erwirkt – nach jahrelangen Ermittlungen des Bundeskriminalamts (BKA). Dem 29-Jährigen werde geheimdienstliche Agententätigkeit und das Ausspähen von Daten vorgeworfen. Er wird in Russland vermutet.
“Ich darf sehr ehrlich sagen: Mich schmerzt das”, sagte Merkel bei einer Befragung durch Abgeordnete im Bundestag. Sie bemühe sich tagtäglich um ein besseres Verhältnis zu Russland. Eine “vertrauensvolle Zusammenarbeit” werde dadurch aber gestört. Auf die Frage nach möglichen Konsequenzen gegen Russland sagte die Kanzlerin: “Natürlich behalten wir uns immer Maßnahmen vor, auch gegen Russland.”
Hacker sollen Mails von Angela Merkel kopiert haben
Bei der Aktion sollen auch E-Mails aus dem Büro von Merkel kopiert worden sein, wie der Spiegel unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete. Den Hackern sei es gelungen, zwei Postfächer aus Merkels Abgeordnetenbüro komplett auf einen anderen Rechner zu kopieren. Sie enthielten die E-Mail-Korrespondenz von 2012 bis 2015. In welchem Umfang die kopierten Mails in den Besitz des GRU gelangten, sei noch unklar.
Dem BKA zufolge soll Badin eine entscheidende Rolle bei dem Angriff gehabt haben, indem er eine eigens entwickelte Schadsoftware steuerte. 16 Gigabyte Datenmaterial flossen damals auf ausländische Server. Erst nach zwei Wochen und einem zeitweisen Abschalten der IT-Systeme des Bundestags war der Angriff beendet. Noch Monate später waren die Befürchtungen groß, dass das erbeutete Material dazu benutzt werden könnte, den Bundestagswahlkampf 2017 zu manipulieren.